Von Freiburg zum Titisee, weiter nach Bonndorf

Nach dem Frühstück holen wir unsere Räder die in der Tiefgarage des Hotels auf dem Fahrradplatz stehen.  Der Plan war, entlang der Dreisam bis Kirchzarten zu fahren und hier in die Bahn einzusteigen. Da wir in den Wochen vor unserem Urlaub hörten, dass die Höllentalbahn überfüllt oder wegen Reparatur eingestellt ist, wollen wir kein Risiko eingehen und steigen bereits am Freiburger HBF ein. Der Zug hat sich im weiteren Verlauf gut gefüllt, war aber nicht überfüllt. 

Höllentalbahn

Sie verbindet Freiburg mit Villingen und gilt als die steilste Hauptbahn Deutschlands. Auf dem 12 km langen Abschnitt zwischen Himmelreich und Hinterzarten überwindet sie eine Steigung von 400 Höhenmetern. Begonnen wurde der Bau Ende Mai 1882 von Freiburg aus. Anfangs fuhr die Bahn mit Zahnradantrieb, seit 2019 ist die gesamte Strecke elektrifiziert. Mehr Infos und die Geschichte dazu ⇒ Wikipedia-Höllentalbahn.

Das Höllental

ist ein tief eingeschnittenes Tal, durch dass der Rotbach fließt und sich die B31 mit vielen Engstellen und Kurven schlängelt. Entstehungsgeschichte und mehr Infos ⇒ Wikipedia-Höllental

Am Engpass befindet sich der Hirschsprung. 

Als Kind und Jugendliche war ich hier öfters mit der Familie unterwegs. Unter uns Kindern war es immer ein kleiner Wettbewerb "wer sieht den Hirschsprung zuerst?" und die Eltern mussten uns immer wieder die Geschichte dazu erzählen. Auch jetzt im Zug halte ich wieder Ausschau nach dem Hirschsprung :-)

Die Hirschsprungsage:

Ein Ritter der Burg Falkenstein begab sich auf  Hirschjagd und sah nach einiger Zeit einen prächtigen Hirsch. Der Hirsch machte ihm die Jagd schwer, er war flink. Der Jäger gab nicht auf und so sprang der Hirsch in Todesangst mit einem großen Satz über die Schlucht und entkam. Der Jäger sprang in den Tod.

Titisee

die Gemeinde, am gleichnamigen See liegend, wurde im Juli 1971 nach Neustadt eingemeindet und Neustadt wurde zu Titisee-Neustadt umbenannt. Titisee und Neustadt liegen im Gutachtal. Hier steigen wir aus. Der Bahnhof ist barrierefrei erreichbar. 

Wir starten unsere Tour mit einem Besuch des Titisees. Der Titisee liegt 850 m über dem Meeresspiegel, ist ca. 1 km breit und 2 km lang, 40 m tief. Vor über 10.000 Jahren erstreckte sich vom Feldberg bis hier ein Gletscher der hier eine tiefe Mulde ins Tal schürfte, den heutigen Titisee. Der Seebach fließt in den Titisee, als Gutach verläßt er ihn wieder. 

Der Titisee ist ein beliebtes Ausflugziel, die Umgebung des See füllt sich mit Menschen, die Ruhe verliert sich und wir radeln weiter, entlang der Gutach.

kurzer Besuch von 

Neustadt 

Im 13. Jhdt. von den Fürsten zu Fürstenberg gegründet. Im Mittelalter war Neustadt eine Salzstadt. Mit Beginn des 18. Jhdt. die erste Fabrik, eine Strohhutfabrik, es folgten eine Tuchfabrik, die Neustädter Uhrenfabriken, Sägewerke, Schraubenfabrik und eine Papierfabrik - die einzige Fabrik die heute noch existiert. Mit der Höllentalbahn begann der Fremdenverkehr ⇒ Geschichte Titisee-Neustadt. Das Münster St. Jakobus, 1897-1902 gebaut, steht auf einer Anhöhe. Der Turm mit 68 m Höhe überragt die Stadt.

@Marius: hier gibt es das Cafe zu Black & White :-) Haus Spiegelhalder, 1817 nach dem Brand wieder aufgebaut. Der Narrenbrunnen wurde 2008 vom Förderverein der Narrenzunft Neustadt gebaut. 

Nach Neustadt unterqueren wir die 

Gutachtalbrücke

die höchste Brücke (97m) im Schwarzwald, gebaut 1978 -1980. Hierüber verläuft die B31 von Freiburg nach Donaueschingen. Üblicherweise verfügt die Brücke über 3 Fahrspuren, wegen Schäden ist aktuell eine Spur gesperrt, voraussichtliche Reparatur Juni 2024. Die Brücke überquert die Landesstraße, die Gutach, die Höllentalbahn und den Radweg.

Weiter geht es entlang der Gutach bis zur Mündung der Haslach in die Gutach, ab hier heißt der Fluss Wutach. Unterwegs, bei der Holzlagerung, besteht die Möglichkeit für eine kurze Dusche. Der Radweg (Bähnleradweg) führt an der Haslach entlang. Wer nicht bis nach Lenzkirch fahren will, kann kurz vor dem ehemaligen Bahnhof Kappel-Grünwald die Grünwälder Straße zur Überquerung der Haslach benutzen und gelangt wieder auf den Bähnleradweg. 

Lenzkirch

ist ein heilklimatischer Kurort an der Haslach. Früher hatte die Uhrenindustrie (Uhrenfabrikation Lenzkirch) hier eine große Bedeutung. Im Kurhaus sind wertvolle Uhrenexponate der Lenzkircher-Uhrenfreunden-e.V. zu besichtigen. Heute sind  der Tourismus und die feinmechanische Industrie wichtige Standbeine der  Gemeinde. Weltbekannte Firmen wie Testo (Meßgeräte und Messsysteme) und Atmos Medizintechnik haben hier ihren Sitz. Bei der Bäckerei und Café Wiest (gegenüber dem Rathaus) verweilen wir eine Weile, der Zwetschgenkuchen war köstlich.  Vor dem Rathaus die Brunnenanlage "Begegnung" aus Granitstahl, erschaffen von Bildhauer Thomas Matt. 

St. Nikolaus Kirche 

Durch den Erfolg der Uhrenindustrie wurde die ehemalige Kirche zu klein und ein Neubau wurde beschlossen, Bau 1934/35. Den alten Turm integrierte man über's Eck in das Langhaus der Kirche, von der Ausstattung der alten Kirche wurde vieles übernommen. Im September 1935 erfolgte die Einweihung. 1975 und 2009 Renovierungen. 1995 wurde die neue Orgel, die aus 2164 Pfeifen und 33 Registern besteht,  geweiht. 

Auf dem Bähnleradweg, der hier  in Lenzkirch eine Spitzkehre macht, fahren wir auf der anderen Seite der Haslach wieder Richtung Wutach. Der Bähnleradweg mit ca. 25 Km führt auf der Trasse der 1907 erbauten, 1907 feierlich eingeweihten und 1977 stillgelegten Eisenbahnlinie von Kappel-Gutachbrücke nach Bonndorf. Wenige Tage nach der Stilllegung wurden die Gleise entfernt. Der Lenzkircher Bahnhof fiel 3 Jahre später dem Bagger zum Opfer, an seinem Platz steht heute das Kurhaus.

Klausenbachviadukt

oder Löffelschmiedeviadukt genannt, bei Gündelwangen. Die Brücke ist eine eiserne Untergurtbrücke, auch Fischbauchbrücke genannt (der Untergurt ist konvex gewölbt) Diese Bauweise ist z.B. auch bei Brücken der historischen Wuppertalbahn zu sehen. 

Erbaut 1906 -1907, Länge 47,10 m; Höhe 22 m von Bachsohle; Breite 5 m bis Geländer. Nach dem Rückbau der Eisenbahnstrecke wird die Trasse und die Brücke als Radweg genutzt.  

Bonndorf

Unser heutiges Ziel. Am Ortsanfang entdecken wir die

St. Peter und Paul Kirche

Die im Rundbogenstil erbaute Kirche war Ersatz für die 1842 niedergebrannte Klosterkirche. Fertigstellung 1850, die Kirche wurde später von Franz Josepf Simmler (Maler, Altarbauer und Bildhauer) eingerichtet und ausgemalt, Vollendung 1906. Restaurierung der Inneneinrichtung 1972 - 1974.

Bonndorf

auch Löwenstadt genannt, eine Stadt mit 8 dazugehörenden Gemeinden. Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1223. Bonndorf selbst hat ca. 5.000 Einwohner und gehört zum Landkreis Waldshut. Sie liegt nahe der Wutachschlucht und ca. 18 km nördlich der Schweizer Grenze.

Nach unserem einchecken, der obligatorische Erkundungsgang durch die Umgebung. 

Am Philosophenweg oberhalb der Stadt stehen viele kluge Aussagen entlang des Weges. Diese beiden gefallen mir am besten:

Schloss Bonndorf

Erbaut 1592, in den 1970er Jahren neu restauriert. Dient seither als Kulturzentrum des Landkreises. Die weit bekannten Narrenstuben, das Kreismuseum und das Notariat sind hier ebenfalls beheimatet. In den Narrenstuben sind u.a. über 400 Fastnachtsfiguren, handgeschnitzte Holzmasken und Narrengewänder zu sehen. 

Wir übernachten im Gasthaus zum Kranz. Die Räder stehen in einer paßwortgeschützten Garage. Das Gasthaus bietet Warme Küche an, die wir voll empfehlen können.

©OpenStreetMap

Bahn:

Freiburg HBF - Titisee (RVF-Einzel-Ticket; Rad an Samstag, Sonntag, Feiertag kostenlos, Einzelfahrschein je Rad werktags 6 - 9 Uhr) oder: Urlauber können Bus und Bahn kostenlos mit der Konus-Gästekarte nutzen (der Urlaubsort muss dafür am Konus teilnehmen) Rad wie vorgenannt. 

Rad: 

Hotel - Freiburg HBF, Titisee - Bonndorf 

38 Km  ⬈727m ⬊706m ⤒894müNN 🕐 2:16 Std  

 

Wer die Strecke komplett fahren will: der SSW führt abseits der B31 durch das Höllental: plus ca. 50 km mit Steigungen bis zu 16 % 

Am nächsten Tag besuchen wir die Wutachschlucht.

 


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